Verfremdung
Die fotografische Verfremdung ist bei mir ein zentrales künstlerisches Mittel, um die Grenzen der reinen Abbildung aufzubrechen und den Betrachter aus seiner visuellen Gewohnheit zu reißen, um ihn zur Reflexion über das Dargestellte und das Medium selbst anzuregen.
Dazu verwende ich Strategien, die sowohl während der Aufnahme als auch in der Postproduktion Anwendung finden:
Ganz besonders liebe ich die Spiegelungen und Brechungen des Lichts, die beim Blick aufs oder durchs bewegte Wasser entstehen.
Eine weitere Vorliebe habe ich für die digitale Nachbearbeitung von Fotos, wodurch die Bildinformation radikal verändern werden kann. Sowohl Unschärfe, Verzerrungen und Wiederholungen von Formen, als auch Rasterung (Pixelation) oder Farbmanipulation - sei es durch extreme Tonung, Inversion oder das Entsättigen - lösen das Bild von seiner natürlichen Wahrnehmung.
Meine Entscheidung zur fotografischen Verfremdung ist nicht nur ein Akt der Selbstverwirklichung, sondern vor allem ein aktiver Appell an den Betrachter. Es geht nicht um meinen Ausdruckswillen, sondern um die didaktische und philosophische Absicht, die visuelle Gewissheit des Publikums zu erschüttern. Indem das vertraute Abbild der Realität zerbricht, wird der Betrachter daran gehindert, das Bild als Dokumentation zu konsumieren. Die Verfremdung zwingt den Betrachter, seine eigene Seherfahrung, seine Sichtweise und seinen Standpunkt zu reflektieren. Die scheinbar objektive Fotografie entpuppt sich als manipulierbar, subjektiv und letztlich als Interpretation. Durch die bewusste Abweichung von der Norm wird der Betrachter herausgefordert zu erkennen, dass das, was er als "Wirklichkeit" auf Fotos erwartet und wahrnimmt, oft nur eine von vielen möglichen Darstellungen ist.
Fotografische Verfremdung ist damit ein hochwirksames Mittel, um die Auffassung von Wahrheit und Objektivität im Bildmedium zu hinterfragen und den Betrachter zu ermutigen, die Welt - und damit auch seine eigenen Überzeugungen - nicht unreflektiert, sondern mit kritischer Distanz zu betrachten.
Wenn Wasser verfremdet...
Wenn Unschärfe verfremdet...
Wenn digitale Bearbeitung verfremdet...
Wenn Pixel verfremden....








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